Die Wasseramsel in unserem Ill-Theel-Gebiet

Die Wasseramsel ernährt sich vor allen Dingen tauchend von Wasserinsekten und deren Larven (Abb. 1). Damit ist sie der einzige unserer Singvögel, der tauchen und schwimmen kann. Sie ist an klare Gewässer mit reichlich Strömung gebunden (Glutz von Blotzheim 1985). In unserem Ill-Theel-Gebiet war die Art seit jeher anzutreffen, wobei sich v.a. durch die Verbesserung der Gewässergüte der Lebensraum verbessert hat. Neben den zu langsam fließenden Gewässerteilen oder aber zu kleinen Zuflüssen, limitiert das Nistplatzangebot die Anzahl der Brutpaare. Diese werden natürlicherweise in geröllreiche Uferböschungen gebaut oder aber in Mauernischen unter Brücken (Glutz von Blotzheim 1985, Ney 1999).

In der aktuellen Roten Liste werden für das gesamte Saarland 100-200 Brutpaare geschätzt (Roth et al. 2020). Ney (1999) ermittelte in seiner Diplomarbeit durch saarlandweite Felderfassungen im Jahr 1998 und Auswertung aller damals verfügbaren Daten 1990-1997 eine jährliche Bestandsspanne von 100-150 Brutpaaren im Saarland. Die allermeisten kamen und kommen im Nordsaarland vor. Der Bestand der Wasseramsel ist demnach nicht rückläufig und gilt somit – obgleich sie auch nicht häufig ist – im Saarland als „ungefährdet“ (Roth et al. 2020).

In unserer Ill-Theel-Region wurden 1998 von Andreas Ney insgesamt acht Brutpaare nachgewiesen (zwei Paare am Alsbach, zwei an der Ill, eines am Saubach und drei an der Theel: Ney 1999). Im Auftrag unseres damals noch „Illrenaturierung“ genannten Zweckverbandes bauten mehrere NABU-Gruppen während des laufenden Naturschutzgroßvorhabens rund 75 Wasseramsel-Brutkästen und brachten sie an geeigneten Stellen – unter Brücken des gesamten Gewässersystems Ill – bis in das Jahr 2003 an (Neis 2007). Bei den ornithologischen Untersuchungen im Rahmen der Evaluierung des Naturschutzgroßvorhabens wurden im Jahr 2003 insgesamt 15 Bruten der Wasseramsel, nachgewiesen, allesamt in künstlichen im Rahmen der Illrenaturierung vom NABU ausgebrachten Nisthilfen brütend (unveröff. Daten). Im Jahr 2005 überprüfte Armin Neis vom NABU die damals zwar noch 54 für die Wasseramsel geeigneten Nisthilfen an Ill und Alsbach. Hiervon konnten jedoch nur in sieben Bruten der Wasseramsel nachgewiesen werden, zudem ein Brutverdacht. 31 waren nicht besetzt, die übrigen von anderen Vogelarten (Neis 2007). Seither liegen für unser Gebiet nur noch Daten aus der Meldeplattform des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (www.ornitho.de) vor. Alle Meldungen in den relevanten Landkreisen Neunkirchen, Saarlouis und St. Wendel sind in Tab. 1 dargestellt. Insgesamt fallen von 172 Meldungen nur 17 (= 9,9 %) in unsere Ill-Theel-Region (fett gedruckt in Tab. 1). Insgesamt wurden über diese Plattform in unserem Gebiet in den Jahren 2014-2021 (nebene mehreren Beobachtungen außerhalb der Brutzeit) nur eine Brut an der Ill bei Hosterhof gemeldet und es gab nur zwei Bruthinweise an der Theel (Lachmühle, Jabach). Dies ermöglicht zwar nur bedingt Rückschlüsse auf die Verbreitung und Häufigkeit der Wasseramsel, da die gesamten Meldungen Zufallsfunde sind und von der Anzahl der Melder/innen sowie den Gebieten abhängen, in denen sie unterwegs waren. Es zeigt jedoch, dass die Wasseramsel bei Weitem nicht häufig ist.

Problematisch ist auch, dass die genauen Standorte von alten Nisthilfen unserem Zweckverband nicht (mehr) zur Verfügung standen und daher die Kästen auch seit Langem nicht (wenn überhaupt) gereinigt wurden, so dass Nistmaterial die Kästen blockiert, welches natürlich auch von anderen Vogelarten stammen kann, welche die Nisthilfen annahmen. Zudem sind die alten Nisthilfen fast ausschließlich aus Holz gefertigt gewesen und sind daher inzwischen verschwunden oder nicht mehr funktionsfähig. Aus diesem Grund kartieren wir den Bestand der Wasseramselnisthilfen neu. Es wurden bereits einige geeignete Brücken über Ill, Theel und Alsbach angefahren (Tab. 2). Noch funktionsfähige alte Nisthilfen, welche nur gereinigt werden müssen, wurden vermerkt und werden außerhalb der Brutzeit (ab Ende August/September) von altem Nistmaterial befreit werden. Insgesamt zehn Brücken im gesamten Verbandsgebiet (von Tholey bis Merchweiler) wurden an Alsbach, Ill und Theel ausgewählt, um zehn neue spezielle Wasseramselnisthilfen aus Holzbeton aufzuhängen, welche witterungsbeständig und robust sind (Abb. 2 und 3). Es wurde aufgrund der relativ großen Reviere der Wasseramsel darauf geachtet, dass die Nisthilfen mindestens 1 km Gewässerlänge voneinander entfernt sind, meistens jedoch viel weiter (Abb. 3). In der Brutzeit der Wasseramsel (1. Februar bis 20. Juni: https://www.ornitho.de) wird der Besatz aller Kästen nun jährlich überprüft werden.

Andere Vogelarten können die Nisthilfen für Wasseramseln ebenfalls annehmen; so fand Ney (1999) in diesen Bachstelze, Gebirgsstelze, Zaunkönig, Hausrotschwanz, Grauschnäpper und Amsel. Neis (2007) beobachtete am Gewässersystem Ill mehrere andere Vogelarten, welche die Wasseramsel-Nisthilfen annahmen (Bachstelze, Hausrotschwanz, Zaunkönig, Grauschnäpper, Gebirgsstelze, Kohl-, Blau-, Sumpf-, Weiden- und Tannenmeise, Gartenrotschwanz, Feldsperling und Amsel). Diese stehen demenstprechend aber dann auch in Konkurrenz zur Wasseramsel, weshalb es – auch wenn die Wasseramsel ihre bereits genannten großen Reviere besitzt – langfristig sinnvoll ist, die Anzahl der Kästen im Ill-Gebiet auf das Niveau Anfang der 2000er Jahre zu heben (ca. 50 Kästen). Zudem soll natürlich auch das Gewässersystem der Theel an geeigneten Stellen mit Wasseramsel-Nisthilfen bestückt werden.

Literatur:

Glutz von Blotzheim, U. N. (1985): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. 2. Auflage. Bd. 10, Teilband 2. Aula-Verlag, Wiesbaden: 958-1020.

Neis, A. (2007): Ansiedlung der Wasseramsel an Ill und Alsbach. Naturschutz im Saarland 3: 15.

Ney, A. (1999): Untersuchungen zum Vorkommen der Wasseramsel (Cinclus cinclus aquaticus) im Saarland. Diplomarbeit an der Universität des Saarlandes, Fachrichtung Biogeographie. 105 S.

Roth, N., Klein, R. & S. Kiepsch (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Brutvögel (Aves) des Saarlandes. Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und DELATTINIA , Saarbrücken und Landsweiler-Reden.


Veröffentlicht am 08.02.2022

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