Naturschutzbeweidung in der Ill-Aue bei Eppelborn gestartet
Das seit Jahren geplante Beweidungsprojekt in der Ill-Aue bei Eppelborn wurde im Mai endlich realisiert. Nachdem (wie berichtet) im Herbst und Winter die Vorbereitungen liefen, konnte der Bewirtschafter Herr Sebastian Schwinn seine Galloway-Rinder nun auf die Fläche bringen. Sieben Mutterkühe und ein Bulle grasen nun mitsamt ihren Kälbern auf der acht Hektar großen Fläche. Diese Rinderrasse ist robust und an karge Kost angepasst, frisst jedoch auch durchaus selektiv, so dass die geschützten Biotoptypen (v.a. artenreiche Auenfettwiesen, Großseggenriede und Hochstaudenflure) vor der Verbuschung bewahrt werden, jedoch nicht zu intensiv genutzt werden. So bleiben durch die extensive Beweidung Strukturen erhalten, in welchen Pflanzen aussamen und sich Insekten, wie bestimmte Tagfalterarten, entwickeln und auch an Pflanzenteilen überwintern können. Im Herbst kommen die Rinder nämlich wieder in den Stall, was auch notwendig ist, da der Auenbereich im Winterhalbjahr auch großflächig überflutet wird.
Vorab war eine Ausnahmegenehmigung von den Verboten gemäß Naturschutzgebietsverordnung nötig, welche vom Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz Ende letzten Jahres auch erteilt wurde. Die Weidefläche langt nämlich teils in den 10m-breiten Uferrandstreifen der Ill heran, welcher eigentlich gar nicht bewirtschaftet werden soll. In der Ill-Aue bei Eppelborn haben sich hier jedoch großflächig Dominanzbestände von invasiven Neophyten gebildet, v.a. vom Riesenbärenklau. Selbst diesen fressen die Galloway-Rinder, so dass sie die Dominanzbestände ausdünnen und einer weiteren Verbreitung im Gebiet Einhalt bieten werden. Die Entwicklung der Vegetation muss im Rahmen der Ausnahmegenehmigung nun auch regelmäßig vom Zweckverband dokumentiert werden. Doch auch auf die Entwicklung von faunistischen Zielarten sind wir gespannt, z.B. des lokalen Bestands des Mädesüß-Perlmutterfalters, dessen Larven an namensgebender Pflanze fressen, der Falter selber aber Blühwiesen mit z.B. Wiesenflockenblumen benötigt. Der Feldschwirl, welcher in den letzten Jahren nur noch vereinzelt im Gebiet nachgewiesen wurde und im Saarland als „gefährdet“ gilt (https://rote-liste-saarland.de/wp-content/uploads/2020/10/SL-100-RL-Voegel_PDF_Version-2020.pdf), brütet am Boden, benötigt aber auch höhere Sitzwarten, wie abgestorbene Stauden. Auch der Sumpfrohrsänger (Vorwarnliste) konnte noch im letzten Jahr in der Ill-Aue nachgewiesen werden. Er befestigt sein Nest in Bodennähe an Pflanzenstängeln. Alleine wegen letztgenannter, gefährdeter Vogelarten ist eine extensive Beweidung, welche Strukturen erhält, einer alternativen Pflege (etwa durch jährliches Mulchen) vorzuziehen.
Der Zaunbau, welcher durch die Firma OSP in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Wintringer Hof durchgeführt wurde, wurde vom Landesbetrieb für Straßenbau im Rahmen eines von der Naturlandstiftung Saar verwalteten, freiwilligen Naturschutz-Fonds finanziert. Dafür danken wir nochmals ganz besonders!
Im Rahmen eines Pressetermins wurde die Naturschutzbeweidung nun auch offiziell „eröffnet“.
In Vertretung von Bürgermeister Andreas Feld nahmen der Erste Beigeordnete, Christian Ney sowie Eppelborns Ortsvorsteher Berthold Schmitt, Gertrud Schäfer vom Umweltamt der Gemeinde Eppelborn, Joachim Schmidt für den Landesbetrieb für Straßenbau, Axel Didion für die Naturlandstiftung Saar, Uli Heintz und Norman Wagner für den Zweckverband Natura Ill-Theel, Bewirtschafter Sebastian Schwinn sowie Vertreter der Medien teil. Unter folgenden Links sind die entsprechenden Pressemitteilungen zu lesen:
https://umweltprojekte-saarland.de/beweidung-im-illtal
https://www.sr.de/sr/sr3/themen/panorama/beweidungsprojekt_eppelborn_galloway_rinder_100.html
https://ol.wittich.de/titel/116/ausgabe/20/2021/artikel/00000000000026432980-OL-116-2021-20-20-0
Veröffentlicht am 28.05.2021
