Nisthilfe für den Weißstorch bei Illingen-Hirzweiler

Der Weißstorch (Ciconia ciconia) war bereits 1966 als Brutvogel im Saarland ausgestorben, v.a. aufgrund von Lebensraumzerstörung und damals starken Verlusten in den Überwinterungsgebieten. Zur Jahrtausendwende startete (zunächst in der angrenzenden Pfalz) ein erfolgreiches Wiederansiedlungsprojekt, bei dem ausgesetzte „Projektstörche“ Wildstörche nach und nach wieder in die Region lockten (Stolz & Helb 2004). 1998 gab es ein erstes Brutpaar im Saarland und seit 2005 wird der Weißstorch im Saarland wieder offiziell als Brutvogel gezählt; damals noch mit nur zwei Brutpaaren. Mit Stand 2007 wird die Art noch immer auf der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ gelistet (Süßmilch et al. 2008), da sich der Bestand noch lange nicht auf das einstige natürliche Niveau stabilisiert hat und Gefährdungsfaktoren noch weiter wirken. Jedoch werden stetig mehr Brutpaare im Saarland verzeichnet: waren es 2015 bereits zwölf Brutpaare hat sich die Anzahl fünf Jahre später auf 19 erhöht; Gründe sind neben den Wiederansiedlungsprojekten ein verändertes Zugverhalten (weniger bis Westafrika, sondern nur noch auf die Iberische Halbinsel und viele Störche bleiben sogar in den immer milderen Wintern ganz hier), die Wiederherstellung von Feuchtlebensräumen und letztlich auch das Anbieten von künstlichen Nisthilfen (Link). In diesem Jahr kam es sogar zu einer Brut im westlichen Saarland; die meisten Brutpaare kommen jedoch noch immer im Saarpfalz-Kreis vor, mit einer Ausbreitung bliesaufwärts in die Landkreise Neunkirchen und St. Wendel.

Dieser positive Trend gibt Anlass zu Hoffnung, dass auch weitere neue Brutplätze erschlossen werden. Auch im Raum Hirzweiler werden regelmäßig Weißstörche gemeldet (z.B. über die Meldeplattform des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten www.ornitho.de) und dies nicht nur während des Zuges, sondern auch in der Brutzeit.

Ein Anwohner (Hr. Geiger) fragte beim NABU Saar an, inwieweit es möglich wäre, eine Nisthilfe für den Weißstorch bei Hirzweiler zu errichten. Da der Zweckverband Natura Ill-Theel zusammen mit den Gemeinden für den Natur- und Artenschutz in der Ill-Region verantwortlich ist, wurde diese Projektidee übernommen und ausgeführt. Eine Wiederbesiedlung der Ill-Region durch den Weißstorch würde die regionale Artenvielfalt weiter erhöhen. Gerade die Projektregion des Naturschutzgebietes „Täler der Ill und ihrer Nebenbäche“ bietet hervorragende renaturierte Feuchtlebensräume. In Zusammenarbeit mit dem Vogelexperten Christoph Braunberger vom Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz wurde ein geeigneter Standort ausgewählt, der sich auf einem Grundstück der Gemeinde Illingen befindet. Schnell fanden sich Sponsoren für das Anliegen: die energis spendete einen Holzmast, die Firma Stahlbau Gross fertigte ehrenamtlich einen Metallkorb an, die NABU-Ortsgruppe „Unteres Illtal“ stellte ein geflochtenes Kunstnest zur Verfügung und die Firma Raffaele Rino führte die nötigen Baggerarbeiten durch. Zudem halfen bei der Stellung des Storchenhorstes unser Arbeitsanleiter Gerhard Zimmer und Arbeiter unseres Kooperationspartners, der Neuen Arbeit Saar. Das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Versprechen kann man natürlich nichts; manche Nisthilfen werden erst nach Jahren oder sogar gar nicht angenommen. Die Voraussetzungen in Hirzweiler sind jedoch gut, so dass gehofft werden kann, dass der Kunsthorst von einem Brutpaar angenommen werden wird und dies der Startschuss für eine weitere Besiedlung der Region sein könnte!

 

Literatur:

Stolz, M. & Helb, H.-J. 2004. Die Entwicklung einer Wiederansiedlungspopulation des Weißstorchs Ciconia ciconia in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Vogelwarte 125, 21-39.

Süßmilch, G. et al. 2008. Rote Liste der Brutvögel des Saarlandes (Aves). In: Ministerium für Umwelt und DELATTINIA (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Pflanzen und Tiere des Saarlandes. Atlantenreihe Band 4, 283-306, Saarbrücken.

Zum Artikel in der Saarbrücker Zeitung vom 21. September 2020

 

 


Veröffentlicht am 16.09.2020

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